Solawi-Sommertreffen 2022

20. - 21. August 2022

Leo's Hütte in Hittisau

Bregenzer Wald, Vorarlberg


Unkostenbeitrag für Unterkunft & Verpflegung:

€ 20 pro Teilnehmer*in (bzw. € 10 im Zelt)



Nach dem österreichweiten CSA/Solawi-Sommertreffen 2021 (Bericht, Nachlese & Fotogalerie) am Belehof in Oberösterreich verschlägt es unsere Gemeinschaft dieses Jahr ganz in den Westen: Das Treffen der Solidarischen Landwirtschaft in Österreich findet auf Leo's Hütte in der Nähe von Hittisau, Vorarlberg statt.  Der inhaltliche Schwerpunkt (siehe Förderantrag) liegt dieses Jahr auf den gesellschaftspolitischen Aspekten der gemeinschaftsgetragenen Landwirtschaft, wozu es - dank der Unterstützung der Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung -  Vorträge von und Diskussion mit Eske Bockelmann sowie Arnold Kern geben wird.  Darüber hinaus bietet das zweitägige Treffen reichlich Raum für das Kennenlernen, den Austausch und die Vernetzung der vielfältigen Initiativen des Landes.



Programmgestaltung:

Das Kernprogramm wird am Samstag Nachmittag beginnen und Sonntag zu Mittag enden, so dass eine An-/Abreise am selben Tag möglich ist. Gerne planen wir auch darum herum gemeinsame Aktivitäten für all jene, die mit dem Nachtzug ankommen bzw. abreisen, schon in der Gegend sind oder nicht so eine weite Anfahrt haben.

Bereits eingebrachte Programmvorschläge:

  • Vortrag und Diskussion mit Arnold Kern (siehe unten)
  • Vorpremiere des Films 'Ernte teilen'
  • Vorstellung der ERDLINGE (Helmut)
  • Jungpflanzenproduktion: (Sonja)
    • Kooperation, Substrate selber machen/mischen
    • Wie machen das andere CSAs? Wirtschaftlichkeit gegenüberstellen: Jungpflanzenkauf - selber ziehen
  • Preisgestaltung (Sigrun)
  • Überarbeitung (Sigrun)
  • Empfehlung des Klimarats - Vorschlag unterstützen, Momentum nützen (Christoph)
  • GEMÜSEALLMENDE vorstellen plus Vision und Utopiefrage: "wie schaffen wir dass es in jeder Nachbarschaft CSAs gibt?" (Stefan)
  • Gemeinsame Hütten-/Zeltwanderung vor dem Sommertreffen? (Helmut)
  • Kommunikation zwischen den Solawis (AG Kooperation)
  • Kommunikation mit und Einbindung der ErnteteilerInnen: (Michaela)
    • Was funktioniert gut, was nicht? Wie machen das die einzelnen SoLaWis?
    • Wo sind die Problemfelder. Wo könnte man Zeit sparen?
    • Wie kann man commitment aufbauen?
  • neue CSA-Broschüre - Fortführung der Idee vom Wintertreffen (Birigit)
  • mögliche Organisations- und Finanzierungsformen für neue Solawis (Paul und Hanna)
  • ... Liste wird laufend ergänzt - schick uns deinen Vorschlag!



Fragen und Antworten:

Was ist der Sinn und Zweck des Sommertreffens?

Im Sommer 2021 gab es am Belehof in Oberösterreich das erste Mal seit einigen Jahren wieder ein österreichweites CSA-Treffen. Mehr als 60 Menschen von 16 Initiativen aus ganz Österreich haben dabei den Boden für eine verstärkte Vernetzung der Solidarischen Landwirtschaft in unserem Land vorbereitet.

Nach einem digitalen Treffen im Winter, bei dem konkrete gemeinsame Projekte ins Leben gerufen wurden, soll das Sommertreffen jährlich stattfinden, um die Zusammenarbeit der österreichischen Initativen fortzuführen.

Wie viel ist für die Teilnahme zu bezahlen?

Für die Teilnahme bitten wir um einen Unkostenbeitrag für Übernachtung und Verpflegung von € 20 pro Person, die im Haus übernachtet, und € 10 pro Person im Zelt. Darüber hinaus freuen wir uns über freiwillige Spenden, um den Referent*innen ein angemessenes Honorar bieten zu können. Die Organisation des Sommertreffens erfolgt rein ehrenamtlich.

Wer organisiert die Veranstaltung?

Veranstalter ist die Interessensgemeinschaft Solawi Leben bzw. die AG Kooperation, die sich Anfang 2021 aus dem Visionstreffen  von GeLa Ochsenherz gegründet hat und in Folge das CSA-Sommertreffen  2021 mitorganisiert hat. Aktuell bilden Angelika, Lorenz sen. (beide GeLa Ochsenherz & Ouvertura), Christoph, Conny (beide GeLa Ochsenherz) und Richard (CSA Villach) das Kernteam der AG. Leo Simma unterstützt das Sommertreffen mit der örtlichen Organisation.


Information zu den Vortragenden

Arnold Kern ist Geograph, Gründer von Regionalinitiativen, sowie Autor von Regionale Kommunikation (1999). Er untersuchte die Entstehung des für Europa einmaligen und ungewöhnlichen Agrarsystems der mittelalterlichen Stadtstaaten Mittelitaliens. Dieses bewirkte nicht nur einen Entwicklungsschub für die Regionen Mittelitaliens, sondern einen sozialen und wirtschaftlichen Ausgleich zwischen Stadt und Land (zwischen cittadini und contadini). In den Grundsätzen bestehen zahlreiche Parallelen zu heutigen CSA-Systemen. Sein Vortrag wird auch ein EU-Projekt aus den 90er Jahren des 20. Jhdts. vorstellen, indem dieses Vorbild für eine Vernetzung europäischer Regionen genutzt wurde.

Leider musste Eske Bockelmann aus familiären Gründen seinen Vortrag und Teilnahme am Sommertreffen absagen.


Auszug aus dem Förderantrag:

In Österreich gibt es derzeit rund 50 gemeinschaftsgetragene landwirtschaftliche Betriebe. Diese Betriebe produzieren nicht für den Markt, sondern für eine konkrete Gruppe von Menschen. Diese Menschen stellen die erforderlichen Produktionsmittel zur Verfügung, hauptsächlich indem sie die Kosten dafür übernehmen. Dafür gehört ihnen die Ernte. Diese Wirtschaftsweise ist hierzulande bekannt als GeLa (Gemeinsame bzw. gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft), SoLawi (Solidarische Landwirtschaft) oder CSA (Community Supported Agriculture), wobei diese Bezeichnungen auch den einzelnen Betrieb meinen können. 

Gesellschaftspolitische Relevanz

Abgesehen von der Qualität und der ökologischen Produktion der Erzeugnisse hat diese Wirtschaftsweise den Vorteil, dass sie ganz ausgerichtet ist auf den konkreten Bedarf konkreter Menschen, die sich zusammentun, um diesen gemeinschaftlich zu decken. Dafür steuert jeder in der Gruppe bei, wozu er nach Maßgabe der individuellen Möglichkeiten und der jeweiligen Organisationsform in der Lage ist: Geld, Fähigkeiten, Mitarbeit, Hilfsdienste, Geräte, Saatgut, selbst Grund bisweilen. Die "marktübliche" klare Unterscheidung zwischen Konsumenten und Produzenten, die sich als "Tauschgegner" (Max Weber) gegenüberstehen, entfällt hier. Weil gemeinschaftsgetragene Landwirtschaften auf persönlichen Vereinbarungen beruhen, können sie, sofern gewollt und vereinbart, auch all jenen Bedürfnissen der Mitwelt Rechnung tragen, welche Betriebe, die am Markt bestehen müssen, gezwungen sind auszublenden. Die Ausrichtung am konkreten realen Bedarf spannt nämlich ein ganz anderes Beziehungsfeld auf als ein Wirtschaften, das sich in erster Linie am Geldbedarf beziehungsweise an Kapitalinteressen orientiert, nämlich eines, das den Mitmenschen und die Mitwelt in ihrer Gesamtheit einschließen und wahrnehmen kann. 

Erstens bietet sich daher die gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft als "enkeltaugliche" Alternative zur industriellen Landwirtschaft an - mit allen Vorteilen und aller Rücksicht, die sie aufbringt, für unsere Mitwelt. 

Zweitens bahnt sie den Weg für ein konkretes wirtschaftliches und soziales Mit- und Füreinander, das geeignet ist, das bestehende von der Logik des Geldes vorgegebene Gegeneinander abzulösen.

Drittens gibt es im Grunde keine erstrebenswerte Alternative für den Weg, auf dem die gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft die ersten Schritte schon gegangen ist. Denn dass es so nicht weitergehen kann und wird wie bisher ist mittlerweile (fast) jedem klar. Zu einem neuen postkapitalistischen Miteinander führen aber nur zwei Wege: der Weg der völligen staatlichen Kontrolle oder der Weg des Vertrauens - einander und sich selbst. Einen Vorgeschmack auf den Weg in die Autokratie haben wir während der letzten beiden Jahre bekommen. Den zweiten Weg gilt es zu entwickeln. Dazu will unsere Tagung beitragen.

Ziele des Sommertreffens

1. Gemeinschaftsgetragene Landwirtschaften sind in der Regel kleine Betriebe mit hohen Idealen. Viele Tätigkeiten werden noch manuell durchgeführt. Der zu leistende Arbeitsaufwand ist deshalb überdurchschnittlich hoch. Für ein politisches Engagement bleibt dementsprechend keine oder kaum Zeit. Diese Zeit gilt es zu schaffen und zu nutzen. Dazu bieten sich an:

  • ein höherer Grad an Vernetzung
  • praktische Kooperation
  • das Auslagern von Tätigkeiten und die Schaffung gemeinsamer Einrichtungen, welche diese Tätigkeiten übernehmen können

Die IG Solawi Leben hat dazu schon eine Reihe von Vorarbeiten in den letzten Jahren geleistet. Die Möglichkeiten, die es aufgrund dieser Vorarbeiten schon gibt, sollen bei der Tagung vorgestellt werden. Künftige Möglichkeiten sollen gemeinsam erhoben und Arbeitsgruppen zu deren Realisierung gebildet werden.

2. Gemeinschaftsgetragene Landwirtschaften sind ihrem Wesen nach soziale und wirtschaftliche Labore und Experimentierfelder. Sie bieten sich an Formen des Mit- und Füreinanders zu erproben, die aus den Sackgassen der Gegenwart hinausführen. Die Mutter aller Sackgassen ist der Zwang zum Geldverdienen, der überall dort besteht, wo die Mittel, die es zum Leben braucht, nur mehr für Geld zu haben sind. Der daraus resultierende Zwang beständig für Geld sorgen zu müssen aus keiner anderen Notwendigkeit heraus als Geld haben zu müssen, hat nicht nur die rasende wirtschaftliche Entwicklung in der Neuzeit ausgelöst, sondern ebenso die sich heute abzeichnende Katastrophe. 

Gemeinschaftsgetragene Landwirtschaften können sich zwar (noch) nicht vom Geld freimachen, aber sie sind ein erster und wesentlicher Schritt dem Geld das Primat zu entziehen und diesen zu ersetzen durch die Ausrichtung am realen naturgemäßen Bedarf an Lebensmitteln, den Menschen haben. Diese Rolle der gemeinschaftsgetragenen Landwirtschaft bewusst wahrzunehmen, zu entwickeln und zu kommunizieren ist zeitgemäße Politik. Dieses Politikverständnis will die Tagung den Teilnehmern nahebringen und sie dazu ermutigen es in ihre jeweiligen Gemeinden und Länder nicht nur einzubringen, sondern dort auch einzufordern.



Wir freuen uns auf deine Teilnahme! Bei Fragen wende dich an:

.